Overbeck


Overbeck - Nr 01

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - Kopf des toten Heiligen Bernardin von Siena.

Detailzeichnung nach dem um 1485 entstandenen Fresko Pinturicchios. Bleistiftzeichnung nach 1810. Verso von fremder Hand bezeichnet: "Overbeck". Auf Vélin. Größe: 22,3 x 29,8 cm.

Provenienz: Sammlung Prinz Johann Georg, Herzog von Sachsen (Lugt 1162 c) mit der Inventarnummer "S. I. No. 3542".

Ab 1810 studierte Overbeck an der Wiener Akademie, opponierte jedoch bald gegen den Lehrbetrieb und gründete zusammen mit Franz Pforr, Joseph Sutter und anderen Künstlern den "Lukasbund". Ab 1810 in Rom ansässig, konvertierte er 1813 zum katholischen Glauben und demonstrierte damit auch äußerlich die Hinwendung zu der Religion, welcher seine Darstellungen fast ausschließlich galten. Es war neben dem frühen Raffael vor allem die Kunst des Pinturicchio, die Overbeck besonders schätzte. In einem Brief aus Rom an den Vater schreibt er 1810 angesichts der Werke des Pinturicchio: "Ach was ist das für eine Einfalt mit der diese Männer gearbeitet haben, und dabey sind ihre Werke so vollendet, dass sie nicht von Menschen gemalt sondern erschaffen zu seyn scheinen."

¹ Das vorliegende Blatt zeigt eine Zeichnung nach den Fresken zum Leben und Tod des Hl. Bernardin von Siena in Santa Maria in Aracoeli in Rom. Pinturicchio führte die Fresken in der Cappella Bufalini, die zu den bedeutendsten Werken des Umbriers gehören, um 1485 aus. Der Tod des Heiligen ist in eine vielfigurige Szene mit großer Architekturlandschaft eingefügt. Die Nachzeichnung konzentriert sich allerdings nur auf den Kopf des Toten, der aufgebahrt ist und von seinen Brüdern betrauert wird. Das Antlitz mit den halb geschlossenen Augen gibt der Künstler mit feinteiligem präzisen Strich wieder, Nimbus und Habit sind dagegen nur angedeutet. Die Präzision der Zeichnung lässt es zu, sie vorsichtig Overbeck zuzuordnen, damit der Bezeichnung verso folgend. Die Cappella Bufalini war "Pilgerort" der Nazarener und der Kopf des Toten zum immer wieder dargestellten Gegenstand.

¹ Nachlass Overbeck, V,1; Stadtbibliothek der Hansestadt Lübeck, Brief an den Vater, 18. August 1810.

Overbeck - Nr 02

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - Anbetung der Könige.

Bleistiftzeichnung mit Einfassungslinie um 1811/12.

Duke of Saxony Blühm, Andreas und Gerhard Gerkens (Hrsg.): Johann Friedrich Overbeck, Lübeck 1989, Nr. 79 mit Abb. S. 195. Frau Brigitte Heise schrieb zu diesem Blatt im Mai 2008: "Das vorliegende Motiv stammt aus der frühen römischen Zeit Overbecks und ist eine Variante von der im Kupferstichkabinett der Museen für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck unter der Inventar-Nummer 1948/12 befindlichen lavierten Feder- und Pinselzeichnung.

Die Komposition ist identisch; im Detail sind jedoch Unterschiede sichtbar: die Quadrierung der Mauer ist zugunsten einer ruhigen Fläche aufgegeben, es fehlt die Aura des Sterns. Die vorliegende Zeichnung ist stärker auf den Umriss konzentriert und durch den Wegfall der malerischen und modellierenden Wirkung der Lavierung wirkt sie flächiger und mit geringerer Tiefenwirkung. Denkbar ist eine Entstehung vor der Umsetzung in das Gemälde, da die Struktur der Zeichnung, die im Format nur geringfügig von der ersten Fassung abweicht, stärker "kartonähnliche" Züge aufweist. Das Gemälde für die Königin Caroline von Bayern stellt die Szene seitenverkehrt dar (heute Hamburger Kunsthalle)". MZ IV.

Overbeck - Nr 03

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - Maria nimmt Abschied vom Leichnam des Herrn.

Darstellung im Rund. Bleistiftzeichnung um 1839/40.

Größe: 30,8 x 30,3 cm. Darstellung: Durchmesser 30,2 cm. An den Rändern mit teils durchscheinenden Klebespuren alt auf Unterlagekarton montiert. Stellenweise stockfleckig.

Provenienz: Sammlung Prinz Johann Georg, Herzog von Sachsen (Lugt 1162 c) mit der Inventarnummer "S. I. No. 3511".

Die schönlinige harmonische Zeichnung gehört zu dem reifen Stil des Künstlers. Overbeck variiert hier das Thema der Grablegung, das er in der Nachfolge Raffaels 1845 für die Marienkirche in seiner Geburtsstadt Lübeck vollendete, und reduziert es auf die trauernde Maria, die vor dem Leichnam des Herrn sitzt. Die Komposition ist in ein gleichschenkliges Dreieck gefügt. Die Gestalt der Gottesmutter ist in die Mittelachse gesetzt, der Kopf leicht nach links außen geneigt.

Darunter liegen auf derselben Achse im vorderen Plan die "arma Christi". Damit entspricht die Komposition der von Thomas von Aquin geforderten "proportio", des göttlichen Maßes, das für ihn Merkmal des Schönen war. Overbeck hat nachweisbar die Schriften des Thomas von Aquin studiert und die dort geforderten Kompositionsprinzipien in seinen Arbeiten angewandt. Das Thema der Pietà hat Overbeck bereits seit 1814 beschäftigt, als er für Christian Schlosser eine Bisterzeichnung anfertigte.

1 Er greift 1839/40 das Sujet wieder auf als Frontispiz für die "Four lectures on the Office and Ceremonies of Holy Week as performed in the Papal Chapels", London 1839.

2 Die vorliegende Bleistiftzeichnung, die genau dem Kupferstich von Ludwig Brunner von 1841 entspricht, den Overbeck selbst nachgebessert hat, kann die direkte Vorlage dafür sein. Der Stich ist zusätzlich mit einem ornamentalen Rahmen versehen, dadurch wird die Form des Tondos darin nicht mehr aufgenommen.

1 Siehe hierzu Margaret Howitt, Friedrich Overbeck, Sein Leben und Schaffen, Freiburg 1886, Bd. I, S. 338. win Auktion 72, Heidelberg, 6. Mai 2006, Kat.-Nr. 585. L' Âge d'or du romantisme allemand. Ausst.-Katalog Musée de la Vie romantique, Paris 2008, Nr. 71.

2 Vgl. hierzu Stephan Seeliger in: Unter Glas und Rahmen, Druckgraphik der Romantik aus den Beständen des Landesmuseums Mainz und aus Privatbesitz. Ausstell.-Kat. Mainz/Nürnberg/Lübeck 1993/94; Nr. 42.

Overbeck - Nr 04

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - Der Fischzug Petri (recto) - Die Berufung der Jünger Petrus und Andreas oder Die Berufung von Jacobus und Johannes (verso).

2 Bleistiftzeichnungen recto und verso auf einem Blatt, teils mit doppelter Einfassungslinie um 1840. Auf Vélin. Größe: 9 x 12,4 cm. Darstellung: 8,8 x 12,2 bzw. 10 x 9 cm. Am unteren Rand gering fleckig.

Provenienz: Sammlung Prinz Johann Georg, Herzog von Sachsen (Lugt 1162 c).

Die Zeichnung auf der Vorderseite des Blattes bereitet die Darstellung des Fischzuges Petri vor. Offensichtlich ist die Orientierung an dem Teppichkarton von Raffael: die bittenden Apostel vor der sitzenden Gestalt Christi im Schiff, der beruhigend die Hand hebt, ebenso, wenn auch links hinter Christus gesetzt, die Fischer, die das Netz ins Boot ziehen. Auch das zweite Boot ist angedeutet, aber hier vor das Schiff Christi gesetzt. Der angedeutete Ufersaum vollzieht in einem Strich nahezu die bei Raffael gegebene Raumsituation nach. Die Skizze verso stellt die Berufung von Petrus und Andreas dar. Möglich ist hier allerdings auch ein erster Entwurf der Berufung von Jacobus und Johannes, für eine Federzeichnung mit reicher Randverzierung, die Overbeck 1839 für G. Karl Springfeld, Frankfurt am Main geschaffen hat. Sie wurde von F. A. Pflugfelder in Kupfer gestochen.

Overbeck - Nr 05

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - Petri Kniefall vor Christus.

Bleistiftzeichnung um 1840.
Auf bräunlichem Vélin. Größe: 15,2 x 20 cm. Äußere Ränder gebräunt.

Provenienz: Sammlung Prinz Johann Georg, Herzog von Sachsen (Lugt 1162 c) mit der Inventarnummer "S. I. No. 40407".

Die vorliegende Entwurfsskizze gehört ebenso wie die vorhergehende Katalognummer in einen inhaltlichen Zusammenhang: die Berufung der Jünger am See Genezareth. Matthäus (18 - 20) und Markus (1, 16-19) erzählen die Geschichte der Jüngerberufung: "Als nun Jesus an dem Galiläischen Meer ging, sah er zwei Brüder, Simon, der da heißt Petrus, und Andreas, seinen Bruder, die warfen ihre Netze ins Meer; denn sie waren Fischer. Und er sprach zu ihnen: Folget mir nach, Ich will euch zu Menschenfischern machen." Lukas (5, 1-11) stellt Petrus in den Mittelpunkt und gestaltet den Fischzug Petri zu einer eigenständigen Erzählung.

Nachdem Christus von Simon Petrus Schiff aus zu dem am Ufer stehenden Volk gepredigt hat, fordert er diesen auf hinauszufahren, wo er so viele Fische fängt, dass die Netze zu reißen drohen und die Schiffe sinken. Da fällt Simon Petrus Christus zu Füßen: "Herr gehe von mir hinaus! Ich bin ein sündiger Mensch. Denn es war ihn ein Schrecken angekommen und alle, die mit ihm waren über diesen Fischzug, den sie miteinander getan hatten." Das vorliegende Blatt zeigt den Kniefall Petri vor dem Herrn, wie Lukas ihn schildert. In den schnellen Strichen im Hintergrund sind ein Boot, die anderen Fischer und ein Bergzug angedeutet.Overbeck hat sich seit dem Ende der 30er Jahre bis in die letzte Schaffenszeit intensiv mit dem Thema der Berufung der Jünger auseinandergesetzt.

Die Predigt im Schiff vor dem Volk hat er im Blatt 16 der 40 Darstellungen zu den Evangelien gestaltet. Die Berufung des Petrus nimmt eine zentrale Stellung in den Kartons zur Freskierung der Kathedrale von Djakovo ein, die er in der Mitte der 60er Jahre entworfen hat. Hier zeigt vor allem die Gestalt der Christusfigur der vorhergehenden Katalognummer verso eindeutige Hinweise auf den Karton von 1867, vor allem in den Knoten des Gewandes1. So sind die drei Skizzen zwar inhaltlich verbunden, aber nicht zwangsläufig innerhalb eines Zeitraumes entstanden.

1 Vergleiche: Johann Friedrich Overbeck und die Kathedrale von Djakovo, hrsg. von Axel Feuß, Regensburg, Lübeck, Zagreb 1994/95, S. 92.

Overbeck - Nr 06

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - Die Madonna mit dem von der Passion träumenden Jesuskind und dem Johannesknaben.

Darstellung im Rund. Bleistiftzeichnung mit doppelter Einfassungslinie vor 1846. Verso von fremder Hand alt bezeichnet. Auf Vélin. Größe: 9,2 x 8,9 cm. Darstellung: Durchmesser 7,2 cm. Minimal stockfleckig.

Provenienz: Sammlung Prinz Johann Georg, Herzog von Sachsen (Lugt 1162 c).

Das Bild ist die "prima idea" für das 1856 entstandene Schweinfurter Gemälde (MGS 2849).¹ Overbeck hat mit diesem Gemälde einen eigenen Bildtypus kreiert: Das schlafende Christuskind liegt in der Haltung eines Kreuzes vor der Gottesmutter, die ein Buch in der linken Hand trägt und mit der rechten das Tuch des Kindes hält, das auf dem Gemälde das Grabtuch präfiguriert. Der Johannesknabe trägt als Attribut des Täufers das Kreuz in der Hand. Die Bildidee wurde bereits 1846 vorbereitet, in einer Kohlezeichnung für die Gräfin Monteluco als Weihnachtsgeschenk für die Schwester des Königs von Neapel.² Diese Entwurfsskizze muss also noch vor dieser Zeichnung anzusetzen sein.

¹ Kat. Museum Georg Schäfer, Schweinfurt, hrsg. von Bruno Bushart, Matthias Eberle, Jens Christian Jensen, Schweinfurt 2000, S. 171 mit Farbabb.
² Siehe hierzu Howitt II, S. 424.

Overbeck - Nr 07

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - Christus wird mit dem Kreuz beladen.

Entwurf für die Folge der Kreuzwegstationen. Bleistiftzeichnung um 1850. Bezeichnet oben links: "2". Auf Vélin. Größe: 12,6 x 8,9 cm. Alt auf Unterlagekarton montiert.

Provenienz: Sammlung Prinz Johann Georg, Herzog von Sachsen (Lugt 1162 c).

Friedrich Overbeck begann 1850 eine Serie von Aquarellen zu den Kreuzwegstationen im Auftrag des Carlo Baldeschi und des Marchese Campana. 1857 war der Zyklus von 14 Blättern beendet. 1861 nahm er die Serie noch einmal auf, dieses Mal für den Bildhauer Carl Hoffmann zur Ausführung als Basrelief.Die Numerierung der Skizzen weist auf die zyklische Folge hin.

Blatt 2 entwirft den Beginn des Weges: Christus wird mit dem Kreuz beladen. Die vordere Gestalt des Schergen und die des hinteren sind in der endgültigen Formulierung wörtlich beibehalten. Die Haltung Christi wird leicht verändert, das Antlitz nun dem Betrachter zugewandt. Die Figuren im Hintergrund werden durch das entsetzte Abwenden dramatisiert und zu Reitern umgewandelt. Deutlich aber ist noch die Orientierung an der Skizze durch den Turban des vorderen Reiters. Die Folge wurde im Anschluss von B. Barloccini gestochen.

Overbeck - Nr 08

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - Christi Tod am Kreuz.

Entwurf für die gleiche Folge der Kreuzwegstationen. Bleistiftzeichnung um 1850. Bezeichnet oben links: "7". Auf Vélin. Größe: 12,6 x 9,2 cm. Alt auf Unterlagekarton montiert.

Provenienz: Sammlung Prinz Johann Georg, Herzog von Sachsen (Lugt 1162 c) mit der Inventarnummer "S. I. No. 3512".

Das Blatt mit der Bezeichnung "7" zeigt den Tod Christi am Kreuz mit Johannes und Maria und der knienden Maria Magdalena, die das Kreuz umfasst. Diese Darstellung entspricht nicht der 7. Station der Folge der Kreuzwegstationen, auch nicht der 12. Station, die den Tod am Kreuz in einer sehr viel dramatischeren Form darstellt. Möglicherweise handelt es sich um eine verworfene Fassung, wobei die Zahl "7" nicht der Reihenfolge der Stationen entspricht.

Overbeck - Nr 09

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - Jesus übergibt das Joch.

Entwurf. Bleistiftzeichnung um 1860. Auf Vélin. Größe: 9,7 x 7,5 cm. Alt auf Unterlagekarton montiert, dort mit doppelter Einfassungslinie in Bleistift. An den Ecken aufgezogen.

Provenienz: Sammlung Prinz Johann Georg, Herzog von Sachsen (Lugt 1162 c).

Margaret Howitt erwähnt für das Jahr 1860 eine Sepiazeichnung, die nach Overbecks Tod in die Sammlung Flintsch, Berlin gelangte.

¹ Die vorliegende kleine Zeichnung ist ein für den Künstler typischer Entwurf, die "prima idea", die er in schnellem Strich niederlegte. Im Museum Georg Schäfer, Schweinfurt wird die Bleistiftzeichnung aufbewahrt (Inv.Nr. 128 A), die exakt der hier vorbereiteten Darstellung entspricht und wohl aus der Sammlung Flintsch stammt. Eine weitere Darstellung befindet sich in der Kunsthalle Karlsruhe (Inv.Nr. 713). Im Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck liegt eine quadrierte Pause (Inv.Nr. AB 435), der genau die hier entworfene Komposition und das Schweinfurter Blatt zugrunde liegt.

Die Personengruppe steht erhöht auf Stufen unter einer Rundbogenarchitektur, hinter der sich eine Landschaft öffnet. Links erhebt sich ein Tempel auf einem bebauten Hügel, der sich in ein Tal hinabsenkt. Architektur und Landschaft sind in der finalen Zeichnung und der Pause exakt ausgeführt, im Entwurf nur schwach angedeutet. Die Darstellung geht zurück auf Matthäus (11, 28-30): "Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.

Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht." In der Entwurfszeichnung werden die männliche Figur links und die weibliche rechts, die ein Mädchen Christus zuführt, nicht mit dem Nimbus dargestellt. Die endgültige Fassung fügt beiden den Heiligenschein zu und weist sie damit als Maria und Johannes aus, die das sanfte Joch Christi bereits angenommen haben und in diesem Sinn als Fürsprecher der Menschen tätig sind.

¹ Siehe hierzu Howitt II, S. 430.

Overbeck - Nr 10

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - Der Evangelist Matthäus.

Zwickelentwurf für das Fresko in der Kathedrale von Djakovo. Bleistiftzeichnung mit genadelter Quadratur, 1867.

Auf kräftigem Vélin. Größe: 15,3 x 10,6 cm. Aufgezogen und mit kleiner Papierfehlstelle am Oberrand.

Provenienz: Sammlung Prinz Johann Georg, Herzog von Sachsen (Lugt 1162 c).

Die Erneuerung der Freskenmalerei in der Nachfolge der Künstler des Mittelalters und der Renaissance war Ziel und Traum der Nazarener. Auch sie wollten ihre christliche Botschaft einem breiten Publikum "an die Wand schreiben". In den Viten des Giorgio Vasari, die sie eifrig studierten, wurde die hohe Bedeutung der Freskenmalerei herausgestellt. Sie entsprach der pädagogischen und missionarischen Intention der Kunst der Nazarener. Für Overbeck sollte sich der Traum, eine Kirche zu freskieren, erst kurz vor seinem Lebensende erfüllen.

Die Fresken für die Villa Bartholdy und die Villa Massimo, die die "Lukasbrüder" ausführten, waren private Aufträge, die letzteren vor allem waren weltlicher Natur, so dass Overbeck sich davon schließlich distanzierte. 1867 erhielt der 78jährige Overbeck seinen größten Auftrag: Bischof Josip Juraj Strossmayer beauftragte ihn mit der Freskierung des neuromanischen Domes des Architekten Carl Roesner in Djakovo/Slawonien. So erfüllte sich der größte Wunsch des Künstlers zu einem Zeitpunkt, da er eine solche Arbeit nicht mehr selbst ausführen konnte, sondern sich nur den vorbereitenden Zeichnungen, vor allen den Kartons, widmen konnte.

Einen ersten Plan legte Overbeck dem Bischof im Februar 1867 vor: im Kirchenschiff Szenen aus dem Alten Testament, in den Querhäusern Darstellungen aus dem Neuen Testament. Dem Schutzpatron der Kirche, dem Hl. Petrus, war die Ausschmückung der Kuppel gewidmet. In die Zwickel unterhalb des achteckigen Tambours sollten die vier Evangelisten gesetzt werden - ein Zitat, das auf St. Peter in Rom verweist. Die Skizze ist eine erste Entwurfszeichnung für den Evangelisten Matthäus. Die Darstellung folgt der üblichen Ikonographie: Er ist sitzend mit Schreibfeder und aufgeschlagenem Buch dargestellt. Hier findet sich die lateinische Inschrift des Bibelzitats aus Matthäus (1, 1): " Liber Generationem Jesu Christi Filii David".

Sein Attribut ist der Menschensohn mit den Leidenswerkzeugen, Dornenkrone und Nägeln. Der Entwurf erprobt hier verschiedene Armhaltungen, ohne dass die Reuelinien getilgt wurden. Der endgültige Karton, 1868 entstanden, zeigt die in der Skizze stärker betonte gesenkte Hand. Die Schrift auf dem Buchdeckel ist im Karton entfernt.

¹ Die Skizze enthält bereits in kleinem Format die Form des Kartons, das der architektonischen Situation entspricht: oben halbkreisförmig, unten sich zu einem sphärischen Dreieck schließend. Die Freskierung der Kirche wurde schließlich nach den Kartons von Overbeck von Maximilian und Ludwig Seitz, Vater und Sohn, ausgeführt.

¹ Siehe hierzu: Johann Friedrich Overbeck und die Kathedrale von Djakovo, hrsg. von Axel Feuß, Regensburg, Lübeck, Zagreb 1994/95, S. 105f.

Overbeck - Nr 11

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - St. Felippo Benizzo umgeben von jungen Mönchen.

Umrisszeichnung nach dem um 1510 entstandenen Fresko von Andrea del Sarto im Chiostricino der Kapelle San Felippo Benizzo der SS Annunziata, Florenz. Bleistiftzeichnung.

Verso bezeichnet von fremder Hand: "Fr. Overbeck fec.". Auf leichtem Vélin. Größe: 26,5 x 19 cm. An den Rändern alt auf Unterlagekarton montiert.

Provenienz: Sammlung Prinz Johann Georg, Herzog von Sachsen (Lugt 1162 c) mit der Inventarnummer "S. I. No. 3510".

Es waren vor allem die Maler der Frührenaissance, die die Nazarener und besonders Overbeck beeindruckten. An deren schlichter Einfalt, die auf sinnliche Effekte verzichtete, wollten sie sich orientieren, um auf dieser Basis die neue, moderne Kunst zu schöpfen. Die Maler der Hochrenaissance, selbst der späte Raffael, schienen ihnen diesen Weg der Einfachheit verlassen zu haben.

Zu den bewunderten Malern der Hochrenaissance gehörte jedoch Andrea del Sarto, dessen Unfehlbarkeit in der Konturierung gerühmt wurde. Der Maler gestaltete in der Kirche SS. Annunziata, einer Kirche des Servitenordens, die Fresken in der Vorhalle, die das Leben des heiligen Servitenmönches Felippo Benizzo darstellen. Andrea del Sarto galt den Zeitgenossen als meisterhafter Kolorist. Für Overbeck aber war die Farbe eine eher sinnliche Zutat, die Idee der Darstellung sollte vor allem im Lineament offenbar werden. So beschränkt sich denn auch folgerichtig die vorliegende Skizze, mit der der Künstler ein Detail des Freskenzyklus wiedergegeben hat, auf den Umriss. Dargestellt ist die Szene in der Felippo Benizzo einem jungen Mädchen, das vom Dämon besessen ist, den Teufel austreibt.

Overbeck konzentriert sich auf die Gruppe der Mönche links, die sich dem Geschehen, das im Mittelpunkt steht, zuwendet. Sie beobachten in stiller Konzentration Filippo Benizzo, der mit ruhigem Gestus auf das junge Mädchen einwirkt, das von den Angehörigen gestützt wird. Der Künstler beschränkt sich vorwiegend auf die Kontur, nur wenige Schraffierungen deuten die Binnenstruktur der Gewänder an. Die stark schematische Wiedergabe der Gewandfalten, die auf plastische Wirkung verzichten und in leichtem Bogen oder Haken auslaufen, taucht immer wieder bei diesen Studien Overbecks auf. Die Bezeichnung verso stammt nicht von dem Künstler selbst. Häufig hat dessen Adoptivtochter Caroline Hoffmann bei der Durchsicht des Nachlasses die Blätter bezeichnet.

Overbeck - Nr 12

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - Kopf eines Mönches.

Stellenweise weißgehöhte Zeichnung in schwarzer Kreide.
Verso von fremder Hand bezeichnet: "Friedrich Overbeck". Auf bräunlichem Vélin. Größe: 22,7 x 18,4 cm. Stellenweise mit Bereibungen und besonders im Bereich des Halses verwischt sowie insgesamt mit leichten Knickspuren.

Provenienz: Sammlung Prinz Johann Georg, Herzog von Sachsen (Lugt 1162 c) mit der Inventarnummer "S. I. No. 30047".

Die Studie eines Mönchskopfes mit Haarkranz und Tonsur kann, der Bezeichnung verso folgend, durchaus Overbeck zugeordnet werden. Der Künstler hat sein Augenmerk ganz auf den Gesichtsausdruck gelegt und das Gewand eher flüchtig behandelt. Die Darstellung ist ganz im Stil der italienischen Hochrenaissance aufgefasst. Eine direkte Vorlage kann allerdings nicht nachgewiesen werden, so dass wohl eine eigene Formulierung im "Sinne der Alten", wie Overbeck es nannte, angenommen werden kann. Die Zeichnung ist sorgfältig im Kopfbereich durchgearbeitet, in dem Kontur des Gesichtes sind vorsichtige Korrekturen sichtbar.

Overbeck - Nr 13

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - Kopf eines alten Mannes.

Stellenweise weißgehöhte Bleistiftzeichnung um 1840.
Auf Vélin. Größe: 19,8 x 15,2 cm.

Provenienz: Sammlung Prinz Johann Georg, Herzog von Sachsen (Lugt 1162 c) mit der Inventarnummer "S. I. No. 39821".

Die Zeichnung weist die typischen Merkmale nazarenischer Bildniskunst auf. Der spitze Bleistift war das bevorzugte Medium. Damit folgten die Künstler um Overbeck ihrem Ideal der Zeichenkunst Albrecht Dürer. Mit sensiblem Strich folgt der Künstler dem Antlitz des alten Mannes. Wenige Weißhöhungen tragen zur Modellierung des Kopfes bei. Ausdruck und Haltung des Dargestellten lassen vermuten, dass es sich hierbei nicht um die Darstellung einer realen Person handelt, sondern wohl eher um die Vorbereitung einer Apostelszene. So könnte es sich hier um den Kopf des Apostel Paulus handeln. Die Zeichnung ist von hoher Qualität. Zwar trägt sie noch den Charakter eines Entwurfes, ist aber dennoch schon weit über die reine Skizze hinaus ausgearbeitet. Das Blatt lässt eine vorsichtige Zuschreibung zu Overbeck zu.

Overbeck - Nr 14

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - Kopf eines Apostels.

Bleistiftzeichnung um 1840.
Auf Vélin. Größe: 14,9 x 17 cm. Am oberen linken Rand gering fleckig.

Provenienz: Sammlung Prinz Johann Georg, Herzog von Sachsen (Lugt 1162 c) mit der Inventarnummer "S. I. No. 40466".

Die Bildniszeichnung kann möglicherweise in den Zusammenhang der Berufung der Jünger eingeordnet werden. Der andächtig erhobene Blick lässt auf die Darstellung eines Apostels schließen. Die qualitätvolle Zeichnung zeigt im schnellen Duktus noch den Charakter eines Entwurfes, geht aber darüber hinaus, um vor allem den Gesichtsausdruck zu erproben. Zeichnungen dieser Art folgen als nächste Stufe der "prima idea", um als Einzelstudie die Komposition weiter zu erproben. Die Qualität der Zeichnung lässt eine vorsichtige Zuordnung an Overbeck zu.

Overbeck - Nr 15

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - Christus als Weltenrichter.

Oel auf Leinwand mit Einfassungslinie in Bleistift um 1810.
Größe: 14,4 x 10 cm. Stellenweise mit leichter Bereibung.

Provenienz: Sammlung Prinz Johann Georg, Herzog von Sachsen (Lugt 1162 c) mit der Inventarnummer "S. I. No. 38572".

Die kleine Oelskizze trägt deutlich Zeichen der Kunst um 1800/1820. Die Gestalt des Christus als Welten-richter ist das Werk eines Künstlers, der an der Antike gebildet wurde. Eberhardt Waechter (1762 - 1852) zeigt deutlich diese klassizistische Prägung, wie auch das Werk des Bonaventura Genelli (1798 - 1868), der in der Sammlung des Prinzen Johann Georg zu Sachsen mit etlichen Werken vertreten war. Dennoch fehlen die Belege für eine Zuschreibung.

Die Arbeit mag auch das Ergebnis des akademischen Studiums der jungen Nazarener sein, die durch die Arbeit in den Gipssälen geprägt wurden und sich anfangs auf dieser Basis den religiösen Themen widmeten. Diese Arbeitsweise prägte auch noch die Anfänge Overbecks. In Wien gewann Waechter Einfluss auf Overbeck und Franz Pforr (vgl. hierzu die Zeichnung von Overbeck im Museum für Kunst und Kulturgeschichte Lübeck, AB 526N; Transfiguration).

Overbeck - Nr 16

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - Die Heilige Elisabeth.

Detailzeichnung nach H. Holbein d. Ä. Bleistiftzeichnung. Auf transparentem Papier. Größe: 33 x 23,8 cm. Gering wellig und am rechten Rand mit bräunlichen Papierfasern.

Provenienz: Sammlung König Friedrich August II von Sachsen, Dresden (Lugt 971).

Hans Holbein d. Ä. malte 1516 auf Bestellung von Magdalena Imhof für die Klosterkirche zu St. Katharina in Augsburg den Sebastiansaltar, der bis zum beginnenden 19. Jahrhundert in der Sebastianskapelle von S. Salvator in Augsburg stand. Im Zuge der Säkularisierung in Bayern und der Enteignung der Klöster nach 1803 kam der Altar 1809 in die Alte Pinakothek München.Das Martyrium des Heiligen in der Mitteltafel des Altares wird auf den Flügeln links von der Hl. Barbara, rechts von der Hl. Elisabeth begleitet. Die Malerei des Hans Holbein d. Ä. war für die Nazarener vorbildhaft.

Aus dem Geist der Malerei der "Alten", das heißt der altdeutschen wie der Malerei der italienischen Frührenaissance, wollten die "Lukasbrüder" die Kunst der eigenen Zeit prägen. Die qualitätvolle Nachzeichnung konzentriert sich auf die Halbfigur der Heiligen und den linken Arm mit dem Krug, mit dessen Wasser sie den Bettler labt. Die Architektur im Hintergrund ist im Umriss wiedergegeben.Im Zuge der Neu- und Wiederentdeckung der Kunst des Mittelalters und der Renaissance wurden Werke dieser Zeit häufig graphisch umgesetzt. Die exakte Zeichnung mag eine solche Wiedergabe vorbereiten. Friedrich Overbeck weilte 1809 in Wien, somit muss von einer Zuschreibung zu ihm abgesehen werden. Vermutlich ist der Künstler im Kreis der "Lukasbrüder" zu suchen.

Overbeck - Nr 17

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - Die Heimkehr des Tobias - Detailstudie des Vaters und des Hundes.

2 Bleistiftzeichnungen auf einem Blatt. Größe: 10,5 x 16,8 cm. Darstellungen: 10,11 x 10,8 cm (mit unregelmäßiger Einfassungslinie) bzw. 10,5 x 6 cm. An den rechten Ecken aufgeklebt und äußerer Rand gering gebräunt.

Provenienz: Sammlung Prinz Johann Georg, Herzog von Sachsen (Lugt 1162 c).

Das Thema der Darstellung geht auf das Buch Tobit zurück, das als apokryphe Schrift zum Alten Testament gehört. Der ereignisreiche Erzählstoff aus Mesopotamien wurde vielfach im Kreis der Nazarener gestaltet. Der Erzählung liegt die Deportation des israelischen Zehnstämmereichs nach Assyrien unter Salmanassar (727 - 722 v. Chr.) zugrunde.Tobias, dessen Vater im Dienste an den Mitgefangenen erblindet ist, zieht aus in das medische Rages. Ihn begleitet ein Unbekannter, der Erzengel Raphael. Als er schließlich heimkehrt, erkennt ihn der Hund zuerst, die Mutter eilt auf ihn zu und umarmt ihn.

Der Vater empfängt den Sohn, der mit der Galle eines Fisches, den er auf Geheiß des Reisebegleiters im Tigris gefangen hat, die Blindheit heilt.Gemäß der üblichen Ikonographie steht hier im Zentrum der demütige Kniefall vor dem Vater, der Text selbst betont die erste Umarmung der Mutter. Abseits beobachtet der Erzengel die Szene. Eine Rundbogenarchitektur hinterfängt die Darstellung, skizzenhaft ist die sich öffnende Landschaft angedeutet. Die Detailstudie führt das mit einem Turban umwundene Haupt des Vaters genauer aus, ebenso die Haltung des Hundes.Im Umkreis von Friedrich Overbeck wurde das Thema mehrfach gestaltet. Overbeck selbst hat sich schon in Wien mit dem Buch Tobit beschäftigt. 1807 entstanden nach Howitt zwei Bleistiftzeichnungen.

Howitt¹ bezeichnet sie als "Heilung des blinden Tobias" und "Die wartenden Eltern an einer Maueröffnung". Im Museum für Kunst und Kulturgschichte der Hansestadt Lübeck wird eine weitere Zeichnung zu dem Thema bewahrt: Der heimkehrende Tobias wird von den Eltern empfangen", 1807 (Inv. AB 439). Auch der enge Vertraute Theodor Rehbenitz hat sich intensiv dem Thema zugewendet, ebenso Carl Vogel von Vogelstein. Wer der Autor dieses Blattes ist, muss vorläufig offen bleiben. Es handelt sich um einen geübten Zeichner, der mit sicherem Strich die Szene angelegt hat. Auch die seitlich angeordneten Detailstudien zeugen von der Qualität der Darstellung.

¹ Siehe hierzu Howitt, S. 400.

Overbeck - Nr 18

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - Stehender in Mantel mit Harfe.

Zeichnung in schwarze Kreide um 1820. Auf graublauem Velin. Größe: 25 x 16,5 cm.

Provenienz: Sammlung Prinz Johann Georg, Herzog von Sachsen (Lugt 1162 c) mit der Inventarnummer "S. I. No. 35118".

Die "Lukasbrüder" versammelten sich im Refektorium des Klosters San Isidoro zu abendlichen Zeichenübungen. Sie standen einander Modell, häufig mit einem weiten grünen Mantel von Franz Pforr bekleidet. Diese Gewandstudien ersetzten weitgehend die ihnen eher unzüchtig erscheinenden Aktstudien, vor allem waren sie Vorarbeit für ihre Bildthemen. Die im Kloster entstandenen Studienblätter, also aus der Zeit von 1810 bis 1812, sind im Strich relativ grob, oft auf farbigem Papier, wie es die "Lukasbrüder" auch schon in Wien gebrauchten. Diese akademischen Übungen wurden auch später, nachdem die Wohngemein-schaft in San Isidoro aufgelöst war, weiter bis 1830 fortgesetzt.

Mantelstudien¹ waren im Kreise der Nazarener ständige Übungen, so dass eine Zuordnung schwierig ist. Hier ist die Studie des faltenreichen Mantels mit der Andeutung eines Harfe spielenden Mannes verbunden. Das lässt auf einen literarischen Hintergrund schließen. Möglich ist die Vorbereitung einer Illustration zu Goethes "Lied des Harfners", das sich großer Beliebtheit erfreute.

¹ Siehe hierzu: Jens Christian Jensen, Die Zeichnungen Overbecks in der Lübecker Graphiksammlung, Lübeck o.J. , S. 27.

Overbeck - Nr 19

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - Szene aus dem Leben des Heiligen Martin von Tours.

Umrisszeichnung nach dem um 1322 - 1326 entstandenen Freskenzyklus von Simone Martini mit Szenen aus dem Leben des Hl. Martin von Tours in der Unterkirche von San Francesco, Assisi. Bleistiftzeichnung mit Einfassungslinie um 1829. Auf Bütten. Größe: 20,8 x 22 cm. Darstellung: 14 bis 14,7 x 13,3 cm. An drei Seiten beschnitten und gering stockfleckig.

Provenienz: Sammlung Prinz Johann Georg, Herzog von Sachsen (Lugt 1162 c) mit der Inventarnummer "S. I. No. 3913".

Zu der bevorzugten Lektüre der Nazarener gehörten die "Lebensläufe der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten" von Giorgio Vasari. Sie waren wichtiger Bestandteil der abendlichen Lesestunden im Kloster San Isidoro. Die Viten und Werke der Künstler der Frührenaissance waren den Freunden um Friedrich Overbeck vorbildhaft. So pilgerten sie zu den Orten, wo sie diese Werke vor Ort studieren konnten. Dazu gehörte vor allem San Francesco in Assisi.

In der Unterkirche befindet sich in der ersten Seitenkapelle zur Linken der Freskenzyklus von Simone Martini zum Leben des Hl. Martin von Tours, eines der Hauptwerke des Schülers von Giotto, der von Petrarca als seinem Meister ebenbürtig beschrieben wurde. Die Umrisszeichnung stellt die Traumszene dar, die sich nach dem sogenannten Mantelwunder ereignete. Auf dem Wege nach Amiens zerschneidet Martin mit dem Schwert seinen Mantel, um einen halbnackten Bettler zu bekleiden.

In der darauffolgenden Nacht erscheint ihm Christus im Traum, der - mit dem Mantel bekleidet - zu den umstehenden Engeln sagt: "Martinus, obwohl noch Katechumene, hat mich mit diesem Mantel bekleidet". Die Zeichnung, wohl vor Ort zu Studienzwecken angefertigt, reduziert die Darstellung auf den reinen Umriss, um ohne die sinnliche Zutat der Farbe die für die Nazarener entscheidende vorbildhafte Einfalt der Darstellung zu erfassen. Dabei werden die Figuren und ihr Gestus, Architektur und Raumgestaltung genau beobachtet, auf die ornamentale Ausgestaltung des Simone Martini aber wird ebenfalls verzichtet.

Ob die Zeichnung von Overbeck selbst angefertigt wurde, kann nicht eindeutig geklärt werden. Der Künstler weilte von Mai bis Dezember 1829 in Assisi, um das Rosenwunder des Hl. Franziskus in der Portiuncula-Kapelle zu gestalten. Zu diesem Zeitpunkt wandte er sich verstärkt wieder den Malern der Frührenaissance zu, die er intensiv in San Francesco studierte. Die Kirche aber war generell Studienort der Nazarener.

Overbeck - Nr 20

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - Die Grablegung Christi.

Umrisszeichnung nach dem um 1315/30 entstandenen Freskenzyklus von Pietro Lorenzetti zum Leben Christi in der Unterkirche San Francesco, Assisi. Bleistiftzeichnung um 1829. Auf Bütten. Größe: 22,4 x 29,3 cm. Gering stockfleckig und mit kleiner hinterlegter Fehlstelle am Oberrand.

Provenienz: Sammlung Prinz Johann Georg, Herzog von Sachsen (Lugt 1162 c) mit der Inventarnummer "S. I. No. 3914".

Von derselben Hand wie die Zeichnung nach Simone Martini (siehe vorhergehende Katalognummer) stammt diese Umrisszeichnung nach Pietro Lorenzetti. Der Zyklus zum Leben und Tod Christi befindet sich im linken Querschiff der Unterkirche San Francesco in Assisi. Auch hier wird die Darstellung auf den Umriss reduziert, auf jegliche Binnenstruktur und ornamentale Gestaltung verzichtet. Auch das im Fresko stilisierte Bergmotiv rechts der Figurengruppe wird ausgespart. Zeichnungen wie diese sollten das Auge und die Hand der Künstler um Overbeck schulen, um im Sinne der Vertreter der italienischen Frührenaissance die eigene Malerei zu prägen.

Overbeck - Nr 21

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - Die Heilige Elisabeth speist einen Lahmen.

Bleistiftzeichnung.
Auf transparentem Papier. Größe: 15,3 x 9,9 cm.

Provenienz: Sammlung König Friedrich August II von Sachsen, Dresden (Lugt 971).

Ganz offensichtlich von der selben Hand wie die Zeichnung zur Allegorie der Künste nach Peter Cornelius (siehe nachfolgende Katalognummer) ist die Darstellung der Hl. Elisabeth, die einem Bettler zu ihren Füßen Brot und Wasser reicht. So kann sie mit Sicherheit Naeke zugeordnet werden.1820 erhielt der Künstler von Johann Gottlieb Quandt den Auftrag zur Darstellung der Hl. Elisabeth von Thüringen. Das Gemälde wurde sein Hauptwerk.

¹ Er gestaltet darin die Almosen spendende Heilige innerhalb einer Massenszene, eine durchaus eigene Invention. Die Zeichnung auf transparentem Papier gehört allerdings nicht in die Genese dieses Werkes. Das Thema aus der thüringischen Landesgeschichte hatte Naeke schon in Dresden beschäftigt. Vermutlich handelt es sich um eine Vorarbeit für eine der zahlreichen Kalender- oder Buchillustrationen des Künstlers. Diese Vorarbeiten wurden häufig auf dünnem, ungerippten Papier gefertigt, das eine besonders feine Strichführung erlaubt.²

¹ Hans Joachim Neidhardt, Gustav Heinrich Naekes Heilige Elisabeth im Hofe der Wartburg Almosen spendend, in: Romantik und Gegenwart; Festschrift für Jens Christian Jensen, Köln 1988, S. 157ff.
² Siehe hierzu die Ausführungen von Stephan Seeliger, Naekes Zeichnungen auf transparentem Papier, in: Gustav Heinrich Naeke, Zeichnungen, Ausstell.-Kat. Graphische Sammlung Landesmuseum Mainz 2009.

Overbeck - Nr 22

Friedrich Overbeck Ausstellungen

Friedrich Overbeck (Lübeck 1789 - 1869 Rom) - Die Allegorie der Künste.

Bleistiftzeichnung mit Rundbogenabschluß und Einfassungslinie nach Peter Cornelius 1818. Auf bräunlichem transparentem Papier. Größe: 20 x 13,2 cm. Darstellung: 19,5 x 12,3 cm. Alt aufgezogen und mit winzigen Beschädigungen.

Provenienz: Sammlung König Friedrich August II von Sachsen, Dresden (Lugt 971).

Am 18. April 1818 gaben die deutschen Künstler, vorwiegend aus nazarenischem Kreis, in Rom für ihren Mäzen Ludwig I. in der Villa Schultheiß vor der Porta del Popolo ein Fest. Dieses Ereignis ist in der zeit-genössischen Literatur vielfach beschrieben worden. Die Künstler, darunter als Organisator Peter Cornelius, zudem u. a. Friedrich Overbeck, Philipp Veit, Wilhelm Schadow, Joseph Sutter, gestalteten die Räume mit Transparentbildern. Die Stirnseite des Saales zierte ein Triyptychon, dessen Zentrum die Allegorie der Künste darstellte.

Der Schwede Per Daniel Atterbom beschreibt das Transparent folgendermaßen: "…das mittelste Bild, von Cornelius gemalt, stellte die Poesie dar, lorbeergekrönt, göttlich von Gestalt, mit Schwingen auf einem Throne unter dem kolossalen Baume der Weisheit und des Lebens sitzend, in der einen Hand die Lyra, in der anderen den flatternden Codex haltend; um sie herum saßen im Halbkreise auf niederen Sitzen ihre Töchter, die übrigen Künste, jede sinnig mit einem bezeichnenden Attribut versehen - alles ebenso schön erdacht wie geschmackvoll ausgeführt."

¹ Johann Nepomuk Ringseis gibt an: "…zur Linken des Zuschauers: die Göttinnen der Musik und der Malerei, jene die Orgel, diese aber Palette und Bibel in der Hand; zur Rechten die Baukunst, der Bildhauerei die Hand reichend…Zu beiden Seiten des Hintergrundes gebirgige Meeresufer, links eine Kirche im deutschen Styl, rechts ein griechischer Tempel mit Mausoleum".

² Vorbild der Darstellung waren Raffaels Fresken in den Stanzen. Cornelius wie Overbeck haben später auf diese Komposition mehrfach zurückgegriffen.3 Overbeck hateine Zeichnung mit vier Medaillons angefertigt, die das Thema variiert, aber in der Grundkonstellation beibehält (München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv.Nr. 1909/69; die Pause liegt im Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck (AB 425); eine zweite Zeichnung im Städelschen Kunstinstitut, Frankfurt am Main, Inv.Nr. 16292). Bisher fehlte jedoch ein Beleg für das Transparentbild in der Villa Schultheiß. Die obigen Beschreibungen von Atterbom und Ringseis entsprechen genau der hier vorliegenden Arbeit auf Transparentpapier, die nach dem Werk von Cornelius angefertigt wurde. Stephan Seeliger, München, dem ich den Hinweis verdanke, konnte die Zeichnung eindeutig Gustav Heinrich Naeke zuordnen, der 1817-1824 in Rom weilte, zum Umkreis von Cornelius und Overbeck gehörte und an dem Fest teilnahm.Zeichnungen von Naeke waren in der Sammlung des Prinzen Johann Georg zahlreich vertreten, sie stammten teilweise aus der Sammlung Friedrich August II., die an den Prinzen fiel und die er weiter ergänzte.4

¹ Per Daniel Atterbom, Ein Schwede reist nach Deutschland und Italien, Weimar, nach dem Erstdruck von 1867 hrsg. von Elmar Jansen, S. 239.
² Johann Nepomuk Ringseis, Erinnerungen, in: Historisch-politische Blätter, Bd. 78, 1876, S. 911-919. 3 Siehe hierzu die Ausführungen von Frank Büttner, Die Kunst, die Künstler, die Mäzene; Die Dekoration zum römischen Künstlerfest von 1818 in: Romantik und Gegenwart; Festschrift für Jens Christian Jensen, Köln 1988, S. 19ff. Vgl. dazu weitere Entwürfe mit derselben Provenienz in: Gustav Heinrich Naeke.

Zeichnungen. Ausstell.- Katalog Graphische Sammlung Landesmuseum Mainz 2009, Nrn. 49 und 50.4 Siehe hierzu Norbert Suhr, Die Zeichnungen in: Sammler, Pilger, Wegbereiter: Die Sammlung des Prinzen Johann Georg, Herzog zu Sachsen Mainz 2004, S. 266ff.